»HGV-Engagement« für den Erhalt des »alten Pfarrhofs« (Hauptstraße 8)

Der Heimat- und Geschichtsverein Johannesberg versteht sich als »leiser Verein«, der sich aber doch - wenn und wo es sein muss - eine unüberhörbare Stimme zu geben weiß.


Dieses Bild zeigt den Pfarrhof in Johannesberg

Als Herzensanliegen des Johannesberger Heimat- und Geschichtsvereins kann der Erhalt des »alten Pfarrhofs« - auch mit der Hausnummer »Hauptstraße 8« benannt - bezeichnet werden. Obwohl: Mit diesem Gehöft samt einstigem Pfarrhaus hat die Gemeinde Johannesberg am 25. Januar 1994 einen historisch bedeutenden Zeitzeugen erworben, der bis zur ersten urkundlichen Erwähnung unserer Gemeinde Johannesberg um 1200 nach Christus datiert werden kann. Gerne engagiert sich der Heimat- und Geschichtsverein, hat eine Vielzahl freiwilliger Stunden in etliche Aktivitäten eingebracht, um die Gemeinde Johannesberg beim Erhalt tatkräftig zu unterstützen.

Dort, wo Denkmale verfallen, verliert ein Ort sein Gedächtnis:

Wer in der jüngsten Vergangenheit die Berichterstattung in Bezug auf den ehemaligen Pfarrhof verfolgt hat, der wird aus den Beschlussfassungen des Gemeinderates samt den Begründungen recht viel Widersprüchliches entdecken. Finanznöte werden als Argument für einen Sanierungsstillstand angegeben oder auch vorgeschoben, denn die ausgereifte Konzeption des Heimat- und Geschichtsvereins wurde verworfen, ohne das Angebot aufgegriffen zu haben, in einem Vorgespräch zu klären, was man hätte klären können.

Johannesberg herrichten, nicht hinrichten - das Prinzip »Hoffnung überwiegt«:

Auch Dr. Christian Dümler vom Landesamt für Denkmalpflege hinterfragt in seinem Schreiben vom 03. August 2010:

»Mir ist nicht schlüssig, aus welchen Gründen die Sanierung des Pfarrhofes, die ja mit dem Backhaus und einigen Nebengebäuden schon erfolgreich begonnen wurde, jetzt auf offenbar so große Schwierigkeiten stößt. Sollte sich das Weitere nicht finanzieren lassen, könnte ich ein Zurückstellen der Maßnahme verstehen. Warum kommt es nicht zu konkreten Finanzierungsüberlegungen unter Beantragung von Zuwendungen bei den einschlägigen Institutionen?«

Leider hat die Gemeinde Johannesberg zudem den Sonderzuschuss, der im Rahmen des umfassenden Dorferneuerungsverfahren in Höhe von 120.000 DM in Aussicht gestellt wurde, verfallen lassen.

Auszug aus dem Johannesberger Kalenderblatt:

31. Dezember 2014

Beim »Budgetierungstermin« 1998 wird der Gemeinde Johannesberg für die Generalsanierung des alten Pfarrhofs Hauptstraße 8 ein Betrag von 120.000,00-- DM als Ausdruck für intensiv gelebte Dorferneuerung zugesagt. Da die Gemeinde Johannesberg trotz vorzeitiger Baufreigabe den Betrag von umgerechnet 60.000,-- Euro (aufgrund fehlender Nutzungskonzeption und bisher nicht aufgebrachten Sanierungskosten) nicht abruft, verfällt mit Ablauf des Jahres 2014 die Gesamtsumme.

Somit üben sich auch Fachleute in dem Geheimnis, Gedanken zu lesen und möchten dem jeweiligen Mitglied des Gemeinderates kundtun: »Ich weiß, was Du denkst«. Thorsten Havener, der Verfasser des äußerst lesenswerten Buches »Ich weiß, was Du denkst«, enthüllt in vortrefflicher Weise Wortphrasen wie »eigentlich«, »vielleicht«, »oder«, »aber« als Zauberwörter. Alles Begriffe, die beim klaren Nein, keinesfalls den Heimat- und Geschichtsverein mit einer Konzeption beauftragen zu wollen, eine Rolle spielen. Da aber bekanntlich der Ton die Musik macht, halten sich - auch wenn es noch so schwerfallen mag - die Mitglieder des »HGV« diskret zurück, werden aber nicht aufgeben, sich Gehör zu verschaffen und sich für den Erhalt des »alten Pfarrhofs« engagiert einzusetzen. Der Heimat- und Geschichtsverein setzt auf das Prinzip »Hoffnung«, mit den Entscheidungsträgern der Gemeinde Johannesberg in einer konstruktiven Diskussion am versprochenen runden Tisch für die Sache in Kontakt treten zu können. »Die Sprache ist der Leib des Denkens«, so drückt es Georg Wilhelm Friedrich Hegel aus.


Dieses Bild zeigt den Lageplan des alten Pfarrhauses

handskizzierter Lageplan von 1764


»Historia vitae magistra«

»Die Geschichte ist die Lehrmeisterin des Lebens«, folgert Marcus Tullius Cicero (106 bis 43 vor Christus) in seinem grundlegenden Werk »de oratore«, in dem er das Wesen der Rhetorik beschreibt. Lehren seien aus der Geschichte nicht möglich, lautet die Antithese, weil sich jede historische Situation anders darstellt und keineswegs mit anderen vergleichbar ist. Eine weitere Version besagt, dass die Menschen keine Lehre aus der Geschichte ziehen können oder wollen, weil sie intellektuell zu schwach seien. Die Sichtweisen sind demzufolge sehr individuell verschieden. Jeder kann sich seines festgefahrenen Argumentes bedienen und sich die Begründungen nach seinem Gusto, wie er was und wem gewogen ist, zurechtrücken. Dennoch behauptet sich nicht nur zu Ciceros, sondern zu allen Zeiten die Geschichte als die beste Lehrmeisterin des Lebens. Man muss nur jedes Thema geduldsvoll mit ein bisschen Abstand betrachten. (1) Titel des Buches von Professor Odo Marquard